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AutorenbildMarkus Müller

Trendextrapolation: die Kunst der Zukunftsdeutung!

«You can analyse the past, but you need to design the future.»
Dr. Edward de Bono


Was ist Trendextrapolation?

Trendextrapolation ist die Kunst der Zukunftsdeutung. Es geht darum, Trends zu erkennen und zu prognostizieren, wohin sie führen werden. Dabei können verschiedene Methoden angewendet werden, um die Zukunft vorherzusagen. Eine der am häufigsten genutzten Methoden ist die Berechnung von Trendlinien. Trendlinien zeigen an, wie sich ein bestimmter Wert in der Vergangenheit entwickelt hat. Dadurch kann man davon ausgehen, dass er sich auch in Zukunft so entwickeln wird. Die Berechnung von Trendlinien ist sehr einfach und kann mithilfe einer Excel-Tabelle oder eines anderen Statistikprogramms durchgeführt werden. Ein weiterer Vorteil von Trendextrapolation ist, dass sie nicht nur auf Zahlen basiert, sondern auch auf Emotionen und Gefühlen. Dadurch lässt sich relativ gut vorhersagen, was Menschen in der Zukunft antreiben wird und was sie motivieren wird, bestimmte Handlungen zu verfolgen.


Wie funktioniert Trendextrapolation?

Um Trendextrapolation zu verstehen, müssen wir uns zuerst ansehen, welche Datentypen wir sammeln müssen. Wir benötigen qualitative und/oder quantitative Daten über die Vergangenheit und Gegenwart, um uns ein Bild davon machen zu können, wohin sich ein bestimmter Trend in Zukunft entwickeln könnte. Das können Messgrössen wie Beleuchtungsstärke oder Kilowatt sein. Das können jedoch auch Markteinführungsjahre von Produkten sein. Oder vieles mehr. Wenn diese Daten gesammelt sind, wenden wir Modellierungstechniken an, um Vorhersagen über den zukünftigen Verlauf des Trends treffen zu können. Dies kann durch lineare oder nichtlineare Regressionstechniken (siehe nachfolgendes Praxisbeispiel) erfolgen. Lineare Regression erlaubt uns, Vorhersagen bezüglich der Geschwindigkeit des Trends zu treffen, nicht-lineare Regression hingegen hilft uns dabei, schwer vorhersehbare Wendepunkte im Trendverlauf festzustellen. Das Endergebnis all dieser Analysetechniken ist eine Prognose über den Verlauf eines bestimmten Trends in der Zukunft. So erhalten Unternehmen Einsicht in die mögliche Entwicklung ihrer Branche oder Produkte sowie Einblick in potenzielle Märkte oder Kundensegmente. Mit solchen Informationen lassen sich strategische Entscheidungskriterien besser identifizieren und langfristige Pläne besser ausrichten.


Wo wird Trendextrapolation angewendet?

Trendextrapolation ist eine Technik, die überall angewendet werden kann, von der Aktienanalyse bis hin zur Wettervorhersage. Es kann helfen, die nächsten Schritte eines Unternehmens oder einer Branche zu bestimmen. Es kann auch helfen, Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte und Strategien zu unterstützen. Anwendungen von Trendextrapolation in der Wirtschaft gibt es zahlreiche. Unternehmen können etwa Trends verfolgen, um ihre Produkte und Dienstleistungen an die Bedürfnisse ihrer Kunden anzupassen. Sie können auch das Potenzial neuer Produkte und Dienstleistungen besser abschätzen und Entscheidungen treffen, die sich positiv auf den Erfolg des Unternehmens auswirken. In der Medizin kann es helfen, Krankheiten und deren Verlauf besser zu verstehen und zu behandeln. In der Umwelt- und Klimaforschung können Trends verfolgt werden, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken oder vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Auch in der Wissenschaft ist es eine nützliche Technik, Trends in Forschungsergebnissen zu erkennen und aufzudecken.


Welche Vorteile hat Trendextrapolation?

Die Kunst der Zukunftsdeutung wird oft unterschätzt, doch sie ist ein wichtiger Bestandteil eines Innovationsmanagements. Wenn man zurückliegende Ereignisse betrachtet, daraus einen Trend ableitet und in Zukunft weiterentwickelt, kann man deuten, welche Entwicklungen sich in den kommenden Jahren ergeben könnten.


Einige Vorteile von Trendextrapolation sind:

  1. Man kann sich auf zukünftige Entwicklungen vorbereiten. Wenn man weiß, was passieren wird, kann man schneller reagieren oder sich darauf einstellen.

  2. Es bietet Orientierungshilfe. Wenn man weiß, welche Entwicklungen in Zukunft stattfinden werden, kann man seine Handlungen entsprechend ausrichten.

  3. Es hilft beim Formulieren von Zukunftsstrategien. Wenn man weiß, was passieren wird, kann man dieses Wissen nutzen, um seine Strategie zu entwickeln und umzusetzen.


Nachteile der Trendextrapolation

Es ist ein Missverständnis, dass Trendextrapolation gleichbedeutend mit Zukunftswissen ist. Es geht vielmehr darum, die Zukunft zu deuten. Tatsächlich ist Trendextrapolation keine sehr genaue Wissenschaft.


Einige der häufigsten Nachteile der Trendextrapolation sind:


  1. Die Zukunft ist nicht vorhersehbar. Viele Menschen glauben, dass es möglich ist, die Zukunft vorherzusagen, aber in Wirklichkeit ist dies sehr schwierig. Die Zukunft wird von vielen Faktoren beeinflusst, sodass es fast unmöglich ist, genau zu sagen, was passieren wird.

  2. Es gibt keine Garantie für positive Ergebnisse. Obwohl die Trendextrapolation ein beliebtes Werkzeug für Unternehmen und andere Organisationen ist, gibt es keine Garantie dafür, dass positive Ergebnisse erzielt werden können. Viele Faktoren beeinflussen die Zukunft und es kann schwierig sein, alle Aspekte zu berücksichtigen.

  3. Die Aussagen sind oft ungenau. Eine weitverbreitete Ansicht über die Trendextrapolation ist, dass sie eine exakte Methode der Zukunftsdeutung ist.


Anwendungsbeispiel

War das zu theoretisch? Oder vielleicht sogar zu kompliziert? Dann zeigen wir Ihnen nun anhand eines angewandten Beispiels, wie einfach eine Trendextrapolation sein kann und was man daraus ableiten kann. Und dies, auch wenn man nicht außerordentlich viele Daten zur Verfügung hat.

Bei unserem Beispiel geht es um Tonträger. Wir versuchen abzuschätzen, wie es mit Tonträgern in Zukunft weitergehen könnte. Als Basis dafür haben wir alle Tonträgertechnologien gesammelt, die seit Ende des 19. Jahrhunderts in Anwendung waren. Damit verbunden deren Jahr der Markteinführung. Diese Zahlen sind einfach zu bekommen. Unser Datenlieferant in diesem Fall war Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Tontr%C3%A4ger).


Die Art der Darstellung ist von Projekt zu Projekt anzupassen. Im vorliegenden Fall haben wir uns für eine einfache lineare Darstellung mit Jahreszahlen von 1890 bis 2020 entschieden.

Die mittlere Linie führt die Basis-Innovationen auf. Das fing mit der Schellackplatte an, entwickelte sich über die Vinylplatte und Musikkassette hin zur Musik-CD und zu Download-/Streamingformaten. In den beiden Linien unter- und oberhalb der Basislinie sind sämtliche Innovationen im Tonträgerbereich und deren Markteinführung aufgelistet.



Ein Klick auf das Bild vergrössert die Ansicht, die Daten in der Grafik sind der Wissensplattform Wikipedia entnommen.



Was lässt sich nun genau aus der Grafik lesen?

Man erkennt rasch, dass sich die Zeiträume zwischen den Technologiesprüngen immer mehr verkürzen. Während die Schellackplatte fast 50 Jahre das Maß aller Dinge war, dauerte es von der Musik-CD bis zum Streaming gerade noch 24 Jahre. Weiter kann abgelesen werden (siehe gelbe Kreise in der nachfolgenden Grafik), dass jeweils nach Technologiesprüngen bzw. Disruptionen während einiger Jahre viele kleinere Innovationen entstanden. Diese können den inkrementellen oder verbessernden Innovationen zugeordnet werden. Würde man den Trend, dass Basisinnovationen (Schallplatte - Musikkassette - CD etc.) in immer kürzeren Zeiträumen entwickelt wurden, weiterführen, müsste man annehmen, dass die nächste Basisinnovation bereits da sein müsste bzw. in den kommenden Jahren verfügbar wäre. Das ist allerdings nicht der Fall, denn was kommt nach Streaming? Das ist noch nicht absehbar.


Ein Eintritt in den Markt des Musikstreamings ist jedenfalls seit mehreren Jahren nicht mehr sinnvoll. Die aufgeführten Streaming-Plattformen bilden heute ca. 85 % Marktanteile ab. Und schon seit Längerem ist eine inkrementelle Innovation zu beobachten. Die eine Plattform lässt es zu, dass man ganz einfach Playlists aus anderen Plattformen importieren kann. Eine weitere Plattform lässt Künstlern einen höheren Kommissionsbetrag als andere Plattformen zukommen. Eine dritte Plattform profiliert sich im High End-Bereich und bietet für einen höheren Subskriptionsbetrag Verschlüsselungsformate wie bspw. FLAC an, die eine wesentlich bessere Tonqualität als z.B. MP3 bieten. Der Verdrängungskampf läuft also auf Hochtouren. Oder wie es ein geflügeltes Wirtschafts-Sprichwort sagt: «The winner takes it all»… gewinnen kann nur einer!

Was bleibt als Strategie übrig? Sich in diesem Markt - neben einem reibungslosen Betrieb der bestehenden Services - auf die nächste Disruption zu konzentrieren. Wie wäre es, wenn nach der nächsten Innovationswelle keine Datenträger in Clouds mehr benutzt werden müssen? Wenn Musiksongs als Daten in der Luft vorhanden wären? Oder sich in der Musiksoftware nicht mehr der ganze Song, sondern lediglich Informationen zu den einzelnen Liedern befinden. Und beim Abspielen aus den Informationen Musik entsteht? Habe ich eine Idee, wie dies technisch aussehen könnte? Nein! Aber genau so entsteht Disruption. Aus wilden Ideen, die man während Jahren weiterentwickelt.


Fazit

Kann man die Zukunft voraussagen? Nein, zum Glück nicht! Kann man die Zukunft deuten? Ja, definitiv! Daten zu zurückliegenden Entwicklungen zu sammeln, diese sinnvoll zu visualisieren und dann zu interpretieren, hilft dabei, bessere Entscheidungen zu treffen.

Ein großes Stück der (Innovations-)Arbeit mit einer Trendextrapolation bleibt Bauchgefühl. Wann ist der richtige Moment gekommen, die Verbesserung an bestehenden Produkten und Dienstleistungen einzustellen? Wie schnell soll man die nächste Disruption planen und entwickeln? Welche Technologien benötigt es dazu?


Aus Daten kann man lesen. Aber Daten liegen immer in der Vergangenheit, Innovationen hingegen in der Zukunft. Also, frei nach Edward de Bono's Motto: «You can analyse the past, but you need to design the future.»


Wer nach diesen Zeilen Appetit bekommen hat, sich intensiver und vor allem aktiver mit der eigenen Zukunft zu beschäftigen, wir veröffentlichen in den nächsten Tagen über unseren Linkedin-Auftritt (https://www.linkedin.com/company/soulworxx) ein Cheat Sheet (neudeutsch für Spickzettel). Das Cheat Sheet hilft dabei, alles zu berücksichtigen, was wichtig beim Erstellen einer eigenen Trendextrapolation ist. Oder wer lieber Unterstützung haben möchte, sich vertiefter mit der Zukunft der eigenen Organisation auseinanderzusetzen, wir kennen uns darin bestens aus und beraten, coachen, planen und moderieren entsprechende Prozesse und Workshops! Schreiben Sie doch dem Blogger eine E-Mail (markus.mueller@soulworxx.ch) und fragen Sie unverbindlich nach, was möglich ist. Sie werden auf jeden Fall in Kürze eine Antwort von ihm erhalten!

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