Prototyping in der Prozessentwicklung – kreative Wege zur Prozessgestaltung
- Markus Müller
- 4. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Warum Prototyping in der Prozessentwicklung Sinn macht
Während Produkt-Prototypen oft als greifbare Modelle auf dem Tisch landen, ist Prototyping in der Prozessentwicklung komplexer: Prozesse sind dynamisch, interaktiv und unsichtbar. Genau deshalb lohnt es sich, sie erlebbar zu machen. Prototyping in der Prozessentwicklung bedeutet, ein zukünftiges Zusammenspiel von Rollen, Interaktionen oder Abläufen testweise darzustellen – um zu erkennen, was funktioniert, wo es klemmt und wie Nutzer:innen bzw. Prozessbeteiligte reagieren.
Praxisnah: Methoden für Prototyping in der Prozessentwicklung
Das Testen von Prozessen funktioniert sehr gut, indem man sie im wahrsten Sinne des Wortes «spielt». Diese Methode wird auch als «Improvisationstheater» oder «szenisches Spiel» bezeichnet. Sie hat jedoch wenig mit TV-Comedy-Formaten wie «Schillerstrasse» oder «Wir müssen reden» zu tun. Vielmehr geht es darum, innerhalb eines Prozesses, der noch nicht funktioniert wie gedacht, (schau)spielerisch neue Lösungsansätze zu erproben. Doch nicht jeder fühlt sich in einer solchen Rolle wohl. Deshalb zeigen wir in diesem Artikel, wie sich Prozesse generell prototypisch im Rahmen der Prozessentwicklung gestalten und testen lassen.
Szenisches Spiel: Prozesse erleben statt nur analysieren
Es ist ein intensives Training für Empathie, Prozesslogik und Veränderungsresilienz. Wer selbst erlebt, wie sich eine Rollenüberlastung anfühlt, versteht deutlich besser, wo organisatorische Stolpersteine liegen – und entwickelt Lösungen, die nicht nur rational, sondern auch emotional tragfähig sind.
Improvisationsbasiertes Rollenspiel – auch als szenisches Spiel oder Improvisationstheater bekannt – ermöglicht es Teams, einen Prozess Schritt für Schritt durchzuspielen. Das schafft emotionale Nähe, macht Schwächen sichtbar und führt oft zu überraschenden Aha-Momenten. Schauspielerisches Talent ist dabei nicht gefragt, sondern Offenheit, eine gute Moderation und eine vertrauensvolle Atmosphäre.
Diese Form des Erlebens gilt als eine der wirkungsvollsten Methoden im Prototyping in der Prozessentwicklung, da sie kognitive Einsichten mit emotionaler Erfahrung verbindet.
Das Prinzip des Visual Storytellings
Gerade bei der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen hilft visuelles Erzählen. Ein einfaches Bild kann oft mehr verdeutlichen als viele PowerPoint-Folien – und lädt dazu ein, mitzudenken, mitzumalen und mitzudiskutieren.
Storyboard & Visualisierung: Prozesse denken wie Comics
Dieser Ansatz eignet sich besonders gut für Teams, die sich erst an kreative Arbeitsformen herantasten. Durch das schrittweise Visualisieren entsteht ein gemeinsames Verständnis – auch nonverbale Kommunikation wird sichtbar und kann reflektiert werden.
Durch gezeichnete Szenen lassen sich Abläufe einfach und kollaborativ darstellen. Mit wenigen Strichen werden Engpässe, Übergaben oder Kommunikationsbrüche sichtbar – eine ideale Methode für visuell arbeitende Teams.
Skripte helfen, Unsicherheiten zu verringern, ermöglichen gezielte Fragen („Was wäre, wenn…?“) und lassen sich hervorragend mit Perspektivwechseln kombinieren – besonders hilfreich, wenn Veränderungsprozesse sensibel oder politisch aufgeladen sind.

Walkthroughs & Flipcharts: Einstieg ins Prototyping in der Prozessentwicklung
Gerade bei komplexen Schnittstellen-Prozessen helfen physische Modelle, Unsichtbares sichtbar zu machen. Die Methode fördert aktives Zuhören, weckt das innere Kind – und bringt mit spielerischer Ernsthaftigkeit überraschende Erkenntnisse hervor.
Mit Marker und Post-its wird der Prozessverlauf manuell oder digital abgebildet. Die Beteiligten gehen ihn gemeinsam durch – oft ein idealer Einstieg ins Prototyping in der Prozessentwicklung.
Diese Methode liefert eine dateninformierte Grundlage für Prozessentscheidungen. Durch direktes Beobachten von Nutzerreaktionen erhältst du nicht nur funktionales, sondern auch emotionales Feedback – ein oft unterschätzter Hebel für Prozessqualität.
Rollenspiele mit Skripten: Sicherheit durch Struktur
Wer sich nicht spontan auf Improvisation einlassen möchte, kann mit vorbereiteten Rollen und Szenen arbeiten. Das sorgt für Klarheit und reduziert die Angst vor dem Ungewissen – besonders bei skeptischeren Zielgruppen.
LEGO Serious Play & Modelle: Prozesse in 3D denken
Mit LEGO-Elementen oder anderen Modellbausystemen lassen sich Prozesse physisch darstellen. Das fördert Kreativität, Dialog und ein gemeinsames Verständnis – auch über Systemgrenzen hinweg. Eine etablierte Methode für kreatives Prototyping in der Prozessentwicklung, besonders in interdisziplinären Teams.

User Testing & Mock-Ups: Prozesse in Simulation testen
Besonders bei digitalen Services lohnt es sich, Prozessschritte direkt am Interface oder einem klickbaren Mock-Up zu simulieren. Beobachtung, Feedback und iterative Anpassung machen den Ablauf sichtbar und optimierbar – ein praxisnaher Ansatz im Prototyping in der Prozessentwicklung, insbesondere für UX-orientierte Teams.
Prototyping in der Prozessentwicklung – Das szenische Spiel
Ein Cheatsheet mit den 15 wichtigsten Tricks
Du möchtest dich für das «szenische Spiel» entscheiden – die stärkste, aber auch herausforderndste Form des Prototyping in der Prozessentwicklung? Dann hilft dir diese strukturierte Übersicht mit den 15 wichtigsten Tricks für erfolgreiches Impro-Theater in der Prozessarbeit:
1. Wähle ein klares Thema - Formuliere präzise, worum es in der Szene geht – z. B. ein konkreter Prozessschritt oder ein Kundenerlebnis.
2. Definiere Ziel & Zweck des Spiels - Mach transparent, was die Szene bezwecken soll – etwa Schwachstellen erkennen, Emotionen spüren oder Rollenverständnis klären.
3. Wähle einfache Requisiten - Nutze Alltagsgegenstände als symbolische Hilfsmittel, um Szenen anschaulich und greifbar zu machen.
4. Starte mit einem Icebreaker - Beginne mit einer kurzen, spielerischen Übung, um Hemmungen abzubauen und Energie aufzubauen.
5. Beginne in kleinen Gruppen - Reduziere die Gruppengrösse (2–4 Personen), damit sich Teilnehmende sicherer fühlen und aktiver mitmachen.
6. Zeitlimit setzen (max. 10 Min. Szene) - Halte Szenen kurz und fokussiert, um Aufmerksamkeit und Energie hochzuhalten.
7. Verwende einfache Sprache - Ermutige zur klaren, verständlichen Kommunikation – ohne Fachjargon oder unnötige Komplexität.
8. Nutze eine Moderation - Eine neutrale Person führt durch die Übung, strukturiert das Geschehen und sorgt für Fokus.
9. Stelle Beobachtende ab - Teilnehmende können auch bewusst nur beobachten und danach gezielt Feedback geben.
10. Lass Szenen mehrfach durchspielen - Wiederholungen mit Variationen fördern tiefere Einsichten und alternative Lösungsansätze.
11. Nutze Perspektivenwechsel - Lass Teilnehmende andere Rollen übernehmen (z. B. Kund:innen, Support, Management), um neue Blickwinkel zu erleben.
12. Plane Reflexionszeit ein - Gib Raum, um Erfahrungen zu besprechen – was hat überrascht, irritiert, funktioniert?
13. Filme (wenn möglich) - Aufzeichnungen ermöglichen spätere Analysen und decken verborgene Muster oder nonverbale Signale auf.
14. Baue Humor ein - Erlaube Leichtigkeit – Lachen verbindet und öffnet die Tür zu echter Kreativität.
15. Ermutige zu Übertreibungen - Spielerisches Überzeichnen macht blinde Flecken sichtbar und fördert bewusstes Nachdenken.

Möchtest du das doppelseitige Cheatsheet mit allen 15 Kniffs als PDF-Dokument? Lade es über den nachfolgenden Link kostenlos herunter:
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