Eines der wichtigsten Innovationsthemen für die mittel- und langfristige Zukunft ist «Nachhaltigkeit». Ein grosses Wort, das aber offenbar noch gar nicht so oft auf den Agenden von vielen Firmen steht, wie die erste repräsentative Studie zum Status der Schweizer Kreislaufwirtschaft auf Unternehmensebene beschreibt. Die Studie wurde Anfang Dezember 2021 veröffentlicht und vorgestellt. Dafür wurden im Jahr 2020 rund 8'000 Unternehmen zu ihren Aktivitäten und Massnahmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft befragt. Die Studie kann über die Website von Circular Economy Switzerland kostenlos heruntergeladen werden.
Gleich vorweg: Lediglich 10 % der Unternehmen sind substanziell in der Kreislaufwirtschaft tätig, die Schweizer Privatwirtschaft steht also noch ganz am Anfang des Transformationsprozesses. 88 % der befragten Unternehmen gaben an, dass die Kreislaufwirtschaft in ihren Geschäftsmodellen mässig bis nicht verankert ist. Fast 40 % der Unternehmen haben keine Massnahmen, weitere 40 % eine bis fünf Massnahmen ergriffen. Ebenfalls 88 % der Unternehmen generieren weniger als 10 % ihres Umsatzes aus zirkulären Aktivitäten, dabei fällt auf, dass über 50 % noch gar keinen Umsatz aus diesen Aktivitäten erzielt.
Warum kommt nachhaltiges Wirtschaften in der Praxis so langsam voran?
Obwohl Themen wie Nachhaltigkeit, Nettonull-Emissionen oder Klimaneutralität kaum mehr aus den Medien wegzudenken sind, scheint das Thema (zumindest in der Schweizer) Wirtschaft noch nicht so ernst genommen zu werden. Hallt das Wort der Propheten hier ungehört zurück? Oder ist das Thema doch nicht so ernst? Letzteres wird es kaum sein, denn es gibt genügend fundierte Fakten, dass die Gesellschaft reagieren muss. Doch einmal mehr spielt wohl das Prinzip «dringend vor wichtig» eine grosse Rolle. Dringende Angelegenheiten sind immer wichtig, aber Wichtiges ist nicht immer dringend. Wenn nun viele wissenschaftliche und Regierungsorganisationen davon sprechen, dass wir bis spätestens 2050 klimaneutral arbeiten müssen, dann kann von Dringlichkeit, so wie wir den Begriff in der heutigen volatilen, schnelllebigen (VUCA-)Zeit verstehen, keinesfalls dringend sein, denn wir haben noch fast dreissig Jahre Zeit. Und dreissig Jahre sind in der weitherum vorherrschenden «agilen Sprache», wo wir von «Daily Standups» oder «Weekly Sprints» sprechen, eine Ewigkeit!
Umfassende Transformationsprozesse, wie die Wandlung einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft, dauern Jahrzehnte. Schon 1926 beschrieb der russische Wirtschaftswissenschaftler Kondratieff Konjunkturwellen, die jeweils rund fünfzig Jahre anhielten. Auch wenn diese Wellen in den letzten Jahrzehnten kürzer geworden sind, noch immer dauern sie dreissig bis vierzig Jahre an. Wenn ein Trend nun schon weit über 200 Jahre (seit ca. 1800) verfolgt und visualisiert wird, dann kann man einen künftigen Trendverlauf relativ genau voraussagen. Der sechste Kondratieff-Zyklus des «Green Growth» begann – gemäss zahlreichen Quellen – innerhalb der letzten fünf Jahre, dauert also bestimmt noch dreissig, wenn nicht vierzig Jahre an.
Auch Covid19 spielt in diesem Spiel eine Rolle
Ein weiterer behindernder Faktor: Wir befinden uns aktuell in der nunmehr fünften Covid-Pandemie-Welle. Für viele Unternehmen rückt ein nicht unmittelbar drückendes Thema wie nachhaltiges Wirtschaften zum wiederholten Mal in den Hintergrund, gilt es doch die Überlebensfähigkeit der eigenen Organisation heute zu sichern. Um an morgen zu denken, fehlen die Freiräume und Ressourcen. Langfristige Themen werden sehr schnell von «dringend» auf «langfristig wichtig» «zurückgestuft».
Was sind weitere Gründe des Zögerns?
Was hindert Unternehmen zudem, die Kreislaufwirtschaft bzw. nachhaltiges Wirtschaften anzugehen? Auch hier gibt die zitierte Studie Auskunft. Offenbar scheinen die meisten der befragten Unternehmen Schwierigkeiten zu haben, das Potenzial der Kreislaufwirtschaft für die eigenen Produkte und Dienstleistungen zu erkennen. Und falls das Potenzial erkannt werde, beschreibt die Studie, scheinen oft die Fähigkeiten zu fehlen, um dieses zu erschliessen.
So oder so, die Kreislaufwirtschaft kommt! So gilt es also, das grosse Innovationsfeld vorausschauend anzugehen. Aber nicht unbedingt gleich mit disruptiven Sprüngen. In solchen Transformationsprozessen gilt es, einen Fuss vor den anderen zu setzen. Vorweg geht es darum, sich als Organisation bewusst zu werden, wo bei sich selbst das Potential liegt, wo man mit «Quick Wins» ansetzen kann und welche Fähigkeiten es künftig brauchen wird, um sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben zu können, ohne bloss ein «Greenwashing» zu betreiben.
Coaching und Moderation in Innovationsprozessen
SOULWORXX hilft dabei, Innovationsprozesse in Gang zu setzen und zu moderieren. Wir sind seit Jahren Profis im Bereich der nutzerzentrierten Innovation (Design Thinking) und haben die Prinzipien dieser agilen Arbeitsweise in das Thema «Kreislaufwirtschaft» mitgenommen. Ein augenzwinkerndes «Buzzwording» soll erlaubt sein, deshalb heisst dieses Mindset bei uns nun schlicht und einfach «Circular Design» oder sinnbildlich übersetzt «zirkuläres Gestalten von Produkten, Dienstleistungen, Prozessen und Geschäftsmodellen».
Gehören Sie zu jenen 90 % der Unternehmen, die sich noch wenig Gedanken gemacht haben, wie sie dieses wichtige (und wohl in den nächsten Jahren auch dringende) Thema angehen sollen? Haben Sie Lust und ein wenig Zeit, sich mit uns darüber zu unterhalten, wie Sie diesen Prozess sanft anstossen können? Wir freuen uns auf spannende Gespräche!
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