Nachhaltigkeit - Schritt für Schritt zur nachhaltigen Organisation
Bisher haben wir in unserer Artikelserie das Vorgehen auf den ersten drei Ebenen der Nachhaltigkeitspyramide beschrieben. Zur Erinnerung: Die erste und «einfachste» ist die Ebene der Produkte und Dienstleistungen, weil Produkte - im wahrsten Sinne des Wortes - etwas Fassbares sind. Etwas Greifbares lässt sich viel leichter und rascher zirkulär (Kreislaufwirtschaft) gestalten. Die zweite Ebene ist jene der Prozesse und Geschäftsmodelle. Prozesse sind zwar nicht mit Händen greifbar. Und doch haben wir im Arbeitsalltag regelmässig damit zu tun. Und mit Geschäftsmodellen beschäftigen sich Unternehmensentwickler:innen und Innovationsmanager:innen auch immer wieder aktiv. Im letzten Artikel haben wir uns mit möglichen und sinnvollen Skills für Mitarbeitende in einer nachhaltigen Organisation auseinandergesetzt.
Weder zirkuläre Produkte oder Geschäftsmodelle, noch spezielle Fähigkeiten machen eine Organisation alleine nachhaltig! Eine Organisation ist eine Entität. Produkte sind ein Output dieser Entität. Ein Geschäftsmodell wird von der Organisation betrieben. Mitarbeitende sind Teile davon. Aber die Marke selbst wird dadurch noch nicht zwingend als nachhaltig wahrgenommen. Dazu braucht es mehr. Die Organisation braucht Werte, sie benötigt einen Unternehmenszweck. All dies wird durch eine visuelle Umsetzung nach aussen transportiert (Marke, Kommunikation etc.).
Die Stärke von organisationalen Werten
In jeder Nachhaltigkeitstransformation benötigt es nachhaltige Werte, über welche die Entität erkannt und danach beurteilt wird. Werte als solche sind nichts Greifbares. Man kann sie durch das Verhalten von Mitarbeitenden spüren und erfahren. Sichtbar werden sie einzig in einem formulierten und visualisierten Leitbild, das Einstellung und Verhalten der Mitarbeitenden, die eine Organisation «vertreten», beschreibt.
Bist du schon einmal in 5 Grad kaltem Wasser schwimmen gegangen? Ich schon. Aber nur in einem Neoprenanzug. Meine Hände und Füsse schmerzten derart von der Kälte, dass ich es nicht als erstrebenswert erachtete, dies zur Gewohnheit werden zu lassen. Und doch gibt es immer mehr Menschen, die genau dies machen. Auch diese Hartgesottenen mussten sich wohl langsam an die eisigen Wassertemperaturen gewöhnen. In kleinen Schritten. Sie mussten lernen, wie man sich am besten verhaltet, wenn man ins kalte Wasser steigt, was man besser nicht tun sollte. So lange, bis man die Einstellung geändert hat und das Ritual des wöchentlichen oder täglichen kalten Bades mag. Genau gleich verhält es sich bei bei einer Wertetransformation. Es braucht Wissen, warum man etwas tut, wie man es tun sollte und es braucht viele Gelegenheiten, um das «Neue» üben zu können, um sich daran zu gewöhnen.
Gut formulierte, gelebte Werte sind etwas unheimlich Kraftvolles. In einer Organisation, in der nachhaltige Werte wirklich gelebt werden, muss man kaum mehr predigen, warum es zirkuläre Produkte braucht oder nachhaltige Geschäftsmodelle erarbeitet werden sollten. Doch der Weg zur nachhaltig gelebten Organisation ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und doch lohnt es sich, den Weg unter die Füsse zu nehmen! Doch wie geht man eine Wertetransformation an? Es gibt zwei Wege, die du dabei gehen kannst: Entweder du startest einen Prozess von «bottom up», bindest schnell alle Stakeholder ein und lässt diese partizipieren. Oder auf die eher klassische Managementweise «top down», wo zuerst eine Vision erstellt wird, eine Mission, Ziele und «To Do's» formuliert werden.
Von «unten nach oben» nachhaltig werden
Bei einem «Bottom Up-Vorgehen» schreitet man eher langsam voran. Man beginnt einen solchen Prozess in der Regel auf der untersten Ebene der Nachhaltigkeitspyramide und arbeitet sich Schritt für Schritt nach oben. Das Ziel dabei ist, Mitarbeitende möglichst früh in den Prozess einzubinden und den Weg in die Nachhaltigkeit gemeinsam zu gehen.
Dies sollte ein lustvoller Prozess sein, in dem es Vieles zu entdecken gibt. Der Prozess ist explorativ aufgebaut und die Neugier von Mitarbeitenden soll angesprochen werden. Wir sprechen von einer agilen Reise, auf der sich Vieles spielerisch entdecken lässt. Über diesen aktiven Lernprozess wird man früher oder später automatisch auf der Werteebene landen. Ist man auf dem agil-explorativen Weg auf der Werteebene angelangt, fällt es einer Organisation wesentlich leichter, sich ein neues Leitbild mit nachhaltigen Werten zu verordnen, weil man sich sowieso schon seit geraumer Zeit mit dem Thema beschäftigt und dabei viel gelernt hat.
So oder so, muss auch ein solch agiles Vorgehen gut geplant und begleitet werden. Auch hierbei müssen viele Stakeholder Schritt für Schritt «an Bord» geholt werden. Sprich: Auch hier ist ein gut geplanter und begleiteter Change-Prozess unumgänglich.
Die zweite Art, einen Werte- bzw. Leitbildprozess anzugehen, ist die klassische «top down» Vorgehensweise.
Die strategische Art, einen Werteprozess für mehr Nachhaltigkeit zu führen
Klassischerweise läuft ein von «oben» nach «unten» gestalteter Nachhaltigkeitsprozess folgendermassen ab:
Vision: Hier wird - meist auf Managementebene - eine «nachhaltige» Vision für das Unternehmen formuliert. Die Vision ist das übergeordnete Ziel, welches das Unternehmen erreichen möchte.
Mission: Dann wird die Mission formuliert. Diese beschreibt die Hauptaktivitäten des Unternehmens und wie die Vision erreichen werden soll.
Werte: Im nächsten Schritt werden neue Werte formuliert, die bei der Umsetzung der Mission hilfreich sein sollen. Die Werte sind die Grundsätze, nach denen das Unternehmen nachhaltiger gestaltet werden soll.
Strategien: Auch diese Arbeit wird meist auf der strategischen Ebene vollzogen. Hier werden Strategien festgelegt, mit welchen Massnahmen, Aktivitäten, Plattformen und mit welchem Verhalten sowohl Vision als auch Mission erreicht werden sollen.
Ziele: Um dies systematisch anzugehen, werden Ziele gesetzt. Diese sollen helfen, Vision, Mission und Strategien zu erreichen.
Umsetzung: Mitarbeitende werden meist erst bei diesem Schritt involviert. Hier wird versucht, ein neues Leitbild im Unternehmen zu implementieren. Ein klassischer Change Prozess setzt meist in dieser Phase ein. Dabei werden Ziele, Leitbilder und Werte an Mitarbeitende, Kunden und andere Stakeholder kommuniziert.
15 typische Werte eines «nachhaltigen» Leitbildes?
Selbstverständlich gibt es nicht DAS nachhaltige Leitbild. Oder DIE nachhaltigen Werte. Und es wäre auch zu einfach, ein bestehendes Leitbild nur mit einer Ergänzung auf «Nachhaltigkeit zu trimmen». Und trotzdem wollen wir dir hier einige Inspirationen liefern, was in einem «nachhaltigen» Leitbild stehen könnte. Ein Leitbild einer nachhaltigen Firma kann je nach Unternehmen und Branche unterschiedlich aussehen, aber typischerweise umfasst es Werte, die auf eine langfristige, verantwortungsvolle und umweltfreundliche Geschäftspraxis ausgerichtet sind. Hier sind einige typische Werte, die in einem solchen Leitbild enthalten sein können:
Nachhaltigkeit
Ein Unternehmen, das Nachhaltigkeit als Wert anerkennt, strebt danach, sein Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren und sozial verantwortlich zu handeln.
Verantwortungsbewusstsein
Ein Unternehmen, das Verantwortungsbewusstsein als Wert vertritt, zeigt Verantwortung gegenüber seinen Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten und der Gemeinschaft, in der es tätig ist.
Ethik
Ein ethisches Unternehmen handelt nach hohen ethischen Standards und Grundsätzen, um sicherzustellen, dass es fair, ehrlich und transparent in allen Geschäftspraktiken ist.
Innovation für mehr Nachhaltigkeit
Eine nachhaltige Firma, die Innovation als Wert vertritt, strebt nach kontinuierlicher Verbesserung und Fortschritt, um ihre Geschäftspraktiken umweltfreundlicher und sozial verantwortlicher zu gestalten.
Qualität
Ein Unternehmen, das Qualität als Wert vertritt, stellt sicher, dass es Produkte oder Dienstleistungen von hoher Qualität liefert, um die Kundenzufriedenheit und das Vertrauen zu gewährleisten.
Diversität und Inklusion
Eine nachhaltige Firma, die Diversität und Inklusion als Wert anerkennt, engagiert sich für eine diverse und integrative Arbeitsumgebung und strebt danach, die Vielfalt in der Belegschaft und im Management zu fördern.
Kundenorientierung
Ein kundenorientiertes Unternehmen stellt die Bedürfnisse und Erwartungen seiner Kunden in den Mittelpunkt seiner Geschäftspraktiken und strebt danach, ihnen eine exzellente Kundenerfahrung zu bieten.
Mitarbeiterengagement
Eine nachhaltige Firma, die Mitarbeiterengagement als Wert vertritt, setzt sich für das Wohlbefinden und die Entwicklung ihrer Mitarbeiter ein und engagiert sich für eine positive Arbeitsumgebung, die Mitarbeiter motiviert und ermutigt, ihr Bestes zu geben.
Kreislaufwirtschaft
Eine nachhaltige Firma, die Kreislaufwirtschaft als Wert vertritt, setzt sich für eine Wirtschaft ein, in der Abfälle minimiert und Ressourcen maximal genutzt werden.
Klimaschutz
Ein Unternehmen, das Klimaschutz als Wert anerkennt, engagiert sich für den Schutz des Klimas durch die Verringerung seiner Treibhausgasemissionen und die Förderung erneuerbarer Energien.
Transparenz
Eine nachhaltige Firma, die Transparenz als Wert vertritt, setzt auf offene Kommunikation und legt Rechenschaft über ihre Geschäftspraktiken und deren Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft ab.
Partnerschaften
Eine nachhaltige Firma, die Partnerschaften als Wert vertritt, arbeitet mit anderen Unternehmen, Regierungen und der Zivilgesellschaft zusammen, um gemeinsam Lösungen für soziale und ökologische Herausforderungen zu finden.
Gemeinwohl
Ein Unternehmen, das Gemeinwohl als Wert anerkennt, setzt sich für das Wohl der Gesellschaft und die Förderung von sozialen und ökologischen Zielen ein, anstatt ausschließlich auf den Gewinn zu fokussieren.
Gerechtigkeit
Eine nachhaltige Firma, die Gerechtigkeit als Wert vertritt, engagiert sich für soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und den Abbau von Ungleichheit und Diskriminierung.
Bildung und Bewusstsein
Eine nachhaltige Firma, die Bildung und Bewusstsein als Wert vertritt, strebt danach, ihr Wissen über Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu teilen und Bildungsinitiativen zu unterstützen, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Gesellschaft zu fördern.
Ein mögliches «nachhaltiges» Leitbild
Die besten Leitbilder sind kurz und prägnant. Jene, die mit wenigen Worten umschreiben, was eine Organisation sein will und tun möchte, um ein übergeordnetes Ziel zu erreichen. Gute Leitbilder sollen auf einer A4-Seite Platz finden. Das könnte bspw. folgendermassen aussehen:
Credo 1 Wir sind ein Unternehmen, das sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetzt. Wir glauben fest daran, dass es unsere Verantwortung ist, Ressourcen sinnvoll und verantwortungsvoll zu nutzen und unsere Umwelt zu schützen.
Credo2 Wir sind bestrebt, eine nachhaltige Geschäftspraxis in allem, was wir tun, zu fördern und zu unterstützen. Wir setzen uns für umweltfreundliche Lösungen ein, die zu einer gesünderen Umwelt beitragen und gleichzeitig das Wohlergehen unserer Mitarbeitenden und Kund:innen verbessern.
Credo 3 Unsere Produkte und Dienstleistungen werden unter Berücksichtigung der ökologischen Auswirkungen entwickelt und hergestellt. Wir arbeiten eng mit unseren Lieferant:innen zusammen, um sicherzustellen, dass sie unseren hohen Standards für Nachhaltigkeit und Umweltschutz entsprechen.
Credo 4 Wir fördern eine Unternehmenskultur, welche die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz anerkennt und uns dazu verpflichtet, in allen Aspekten unseres Geschäfts verantwortungsvoll zu handeln. Wir schulen unsere Mitarbeitenden, um sicherzustellen, dass sie unsere Werte verstehen und respektieren.
Credo 5 Unser Ziel ist es, ein Vorreiter in der Branche zu sein und eine nachhaltige Zukunft für uns und kommende Generationen zu schaffen.
Oder noch besser als ein geschriebenes Leitbild: Eines, das animiert ist. Wieso nicht für jeden Abschnitt des obigen fiktiven, «nachhaltigen» Leitbildes einen kurzen Videoclip produzieren? Diese Kurzclips lassen sich hervorragend über digitale und soziale Medienkanäle kommunizieren und helfen mit, einem an sich starren Leitbild Leben zu verleihen. Das muss auch nicht jede Menge Geld kosten. Die seit einem guten halben Jahr explodierende Anzahl an KI-Applikationen hat auch vor dem Medium «Video» nicht Halt gemacht. Mit Plattformen wie «synthesia», «elai.», «Inksprout» oder «InVideo» lassen sich heute mit einfachsten Mitteln über Texteingabe sogenannte «Text-to-Video»-Animationen erstellen.
Unser Goodie zu diesem Artikel über Nachhaltigkeit:
Für diese Folge unserer Nachhaltigkeitskampagne haben wir uns etwas ganz Spezielles überlegt. Ein Brettspiel! Das Spiel eignet sich für Unternehmen und Organisationen, die sich mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der UNO beschäftigen wollen. Das kurzweilige Spiel beschäftigt sechs bis zwölf Personen für zwei bis drei Stunden.
Am Ende der Spielzeit werdet ihr mit einer selbst erarbeiteten Sammlung von ganz konkreten Ideen belohnt, wie ihr die SDGs in eurer Organisation angehen könnt.
Das Spiel stellen wir - wenn du interessiert bist - wieder (fast) kostenlos zur Verfügung. Für den Gegenwert deiner E-Mail-Adresse in unserem Newsletter-Verteiler UND eine kurze Mail an uns erhältst du postwendend das Spielset in digitaler Form zum Ausdrucken (inkl. Spielanleitung und Inspirationskarten) zugestellt.
Fazit
Du hast es (fast) geschafft! Nachdem du die wichtigsten Schritte zur Transformation deiner Organisation erfasst und einige grundlegenden Prinzipien kennengelernt hast, bist du nun bereit, deine Organisation nachhaltig zu verändern. Dank deines Wissens und deiner Fähigkeiten ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu machen und Aktionen zu ergreifen. Transformiere deshalb jetzt deine Organisation - damit sie nachhaltiger wird! Nutze den Transformationsprozess als Ansporn für kontinuierliche Verbesserungen in allen Bereichen deines Unternehmens und profitiere von den vielen Vorteilen einer nachhaltigen Organisation. Es ist an der Zeit: Mache jetzt den ersten Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit!
Mehr über soulworxx.com/nachhaltigkeit
Mit dem letzten, siebten Beitrag in dieser Artikelserie erklimmen wir den Gipfel. Wer einen ECHTEN Unternehmenszweck (Purpose) lebt, dessen Organisation hat es wirklich geschafft und kann sich guten Mutes als «nachhaltige Organisation» bezeichnen. Doch der Weg bis nach ganz oben ist lang und steinig. Und trotzdem lohnt es sich, ihn zu gehen.
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