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Nachhaltigkeit: Prozesse und Geschäftsmodelle

Aktualisiert: 21. Jan.


Wie wir unsere Prozesse nachhaltig gestalten – eine Einladung zum Mitgestalten!


Die Ebene der Prozesse ist die konkrete Ebene, auf der Organisationen ihr nachhaltiges Denken ins «Tun» umsetzen. Diese Ebene wird unterschätzt, weil sie als nicht sehr fassbar betrachtet wird. Im Sinne von «Prozesse = Flowcharts». Oder: «Wie kann man mit Flussdiagrammen Nachhaltigkeit erzielen»?

Doch gerade auf dieser konkreten Ebene finden sich oft die größten Chancen für nachhaltige Innovation und Transformation. Denn zunehmend sind Organisationen nicht mehr im herstellenden Gewerbe, sondern im Dienstleistungs- oder gar Kreativ- und Wissenssektor tätig. Und deshalb stellt diese Ebene für all jene Unternehmen die Einstiegsebene in einen Nachhaltigkeitsprozess dar.


Das bedeutet nicht, dass Firmen, die im Produktionssektor daheim sind, keine nachhaltigen Prozesse haben müssten. Für jene Organisationen ist diese Ebene diejenige, die logisch auf die Ebene des zirkulären Produkt-Redesigns folgt oder gleichzeitig mit dieser behandelt werden sollte.


Wie können Unternehmen ihr nachhaltiges Denken in ihre Prozesse integrieren? Zuerst einmal ist es wichtig, dass alle Beteiligten im Unternehmen von der Notwendigkeit eines nachhaltigen Handelns überzeugt sind. Nur so kann ein gemeinsames Ziel entstehen, das alle Beteiligten motiviert und inspiriert (Darauf gehen wir - im Zusammenhang mit einem begleitenden Change-Prozess - im letzten Artikel dieser Serie ein). Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, die relevanten Stakeholder in die Prozessplanung mit einzubeziehen. Nur so kann gewährleistet werden, dass das nachhaltige Handeln tatsächlich die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt.


Nachhaltigkeit: Unterstützung durch IT-Tools

Kann man die meist hochkomplexen Prozessabläufe in einer gesamten Wertschöpfungskette manuell und analog erfassen? Ja, man kann dies, nur ist der Aufwand entsprechend groß. Ein Glück, daß wir in einer zum großen Teil digitalisierten Welt leben, in der es für die meisten Arbeiten Software-Unterstützung gibt. Eine Klima-/CO2-Software ermöglicht es Unternehmen, die Verfolgung ihrer direkten oder indirekten CO2-Emissionen zu vereinfachen. Mit einer solchen Software kann das Ausmaß der Emissionen der gesamten Wertschöpfungskette überprüft und auf Produkte, Abteilungen oder Standorte heruntergebrochen werden. Diese Aufteilung macht es Unternehmen leicht, ihren CO2-Fußabdruck zu visualisieren und anschließend Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen zu ergreifen. Ein Beispiel einer solchen Software gefällig? Gerne! Die junge europäische Firma SWEEP bietet mittlerweile Lösungen für die gesamte Lieferkette einer Organisation. Oder eine Produktalternative für die Finanzbranche.




Umweltfreundliche Prozesse entwickeln und implementieren

Umweltfreundliche Prozesse entwickeln und implementieren, ist ein wichtiger Schritt, um die Nachhaltigkeit in Unternehmen zu fördern. Durch den Einsatz von nachhaltigen Prozessen können Unternehmen dazu beitragen, ökologische Auswirkungen zu minimieren, Ressourcen effektiver zu nutzen und gleichzeitig Kosteneinsparungen zu erzielen. Das Erreichen dieser Ziele beginnt mit der Entwicklung geeigneter Prozesse, die sowohl effizient als auch umweltfreundlich sind. Ein guter Ausgangspunkt ist es, ein «Life Cycle Assessment» (LCA *Beschrieb siehe Artikelende) durchzuführen, um die verschiedenen Umwelteinflüsse des Produkts oder der Dienstleistung zu analysieren. Dieser Ansatz ermöglicht es, den Fokus auf die schädlichen Umwelteffekte zu richten und Maßnahmen zur Verringerung dieser Effekte zu ergreifen. Einmal entwickelt, muss ein nachhaltiger Prozess auch implementiert werden. Während Technologien helfen können, eine größere Effizienz zu erreichen, ist es auch wichtig, Mitarbeitende für das Thema der Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und ihnen angemessene Anreize für eine nachhaltige Arbeitsweise zu bieten. Um den Erfolg des Projekts sicherzustellen, sollten Entscheidungsträger im Unternehmen kontinuierlich beobachtet und es sollten Kontrollpunkte definiert werden. Diese Kontrollpunkte helfen dabei, die Performance des Projekts systematisch anhand vorbestimmter Metriken und Kennzahlen zu messen und festzustellen, ob die Ziele des Nachhaltigkeitsprojekts tatsächlich erreicht wurden.


Bestehende, klassische mit zirkulären Geschäftsmodellen «challengen»

Warum gehören Geschäftsmodelle auf diese Stufe? Ganz einfach: Weil sie in vielen Fällen eine direkte Verbindung zur ersten Ebene in unserem Nachhaltigkeitsmodell (Produkte und Dienstleistungen) haben. Und weil Prozesse in Geschäftsmodellen eine sehr große Rolle spielen, bspw. in Produktionsabläufen oder Logistikprozessen.


Viele Geschäfte von Unternehmen, die im herstellenden Gewerbe tätig sind, basieren noch immer auf linearen Geschäftsmodellen, bei denen letztlich Ressourcen entsorgt werden müssen. Vielleicht wird ein Produktlebenszyklus durch Wartung verlängert, doch - wenn das Ende des Lebenszyklus erreicht ist - wird entsorgt oder rezykliert. Im letzten Artikel über zirkuläres Produktedesign war bereits die Digitalisierung als nachhaltiges Geschäftsmodell erwähnt. Glücklicherweise ist «die Digitalisierung» nicht das einzige nachhaltige Geschäftsmodell, denn längst nicht alles kann digitalisiert werden.


An dieser Stelle jedoch zwei weitere Geschäftsmodelle, die zu den nachhaltigen gehören:


PRODUCT AS A SERVICE aka SUBSKRIPTION

Hier werden Produkte nicht mehr verkauft, sondern vermietet. Sie bleiben im Eigentum des Herstellers bzw. Vermieters. Ein solches Geschäftsmodell vermindert nicht nur den Einsatz von Primärressourcen, sondern erhöht die Kostensicherheit und schafft engere Kundenbeziehungen.


PRODUCT LIFE EXTENSION FÜR MEHR NACHHALTIGKEIT

Hier geht es um die Verlängerung des Lebenszyklus‘ von Produkten. Dabei wird bspw. über Wartung, Auf- oder Umrüstung, Instandhaltung und Reparaturen sichergestellt, dass Produkte wesentlich länger wirtschaftlich nutzbar bleiben.


Egal welches Geschäftsmodell entwickelt und betrieben wird, es ist daran zu denken, dass bei allen Modellen zwei Kreisläufe zu berücksichtigen sind. Einerseits der reine Materialkreislauf (Rohstoffe, deren Verarbeitung, Produktverwendung und -entsorgung). Andererseits der Energiekreislauf (wie nachhaltig ist die Energie, die zur Rohstoffschürfung, beim Herstellprozess oder in der Logistik verwendet wird). Letztgenannter Kreislauf wird umso wichtiger, wenn die physischen Güter - wie bspw. bei digitalen Geschäftsmodellen - in den Hintergrund treten.


In der Kreislaufwirtschaft sind zwei Kreisläufe zu berücksichtigen. Der Material- und der Energiekreislauf.
Material- und Energiekreislauf - Kreislaufwirtschaft

Die Art, wie man Geschäftsmodelle designt, skizziert und kritisch hinterfragt, wurde vor einem guten Jahrzehnt mit der Business Model Canvas (BMC) von Alex Osterwalder et. al. ziemlich radikal erneuert. Es gibt wohl kaum noch Unternehmensentwickler:innen oder Innovationsmanager:innen, die noch nie von dieser visuellen Art, Geschäftsmodelle darzustellen, gehört haben. Die BMC ist grundsätzlich eine gute Basis, auch nachhaltige Geschäftsmodelle zu visualisieren. Wir lieben die BMC, verwenden allerdings im Kontext mit Nachhaltigkeit eine weiterentwickelte Version der BMC, die SBMC (Sustainability Business Model Canvas). Diese ergänzt die klassische Canvas mit Feldern, die bei nachhaltigen Geschäftsmodellen dazukommen. Gleichzeitig referenziert unsere SBMC auf die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDG) der UNO. Dazu arbeiten wir mit Triggerkarten, die während des Designprozesses von nachhaltigen Geschäftsmodellen wertvolle Inspirationen und Reflexionsansätze zur sozialen Verantwortung der eigenen Organisation liefert.


Das Bild zeigt eine Version der bekannten Business Model Canvas, weiterentwickelt für den Einsatz in Nachhaltigkeitsprozessen
Sustainability Business Model Canvas by SOULWORXX

Wenn du interessiert bist, ein digitales, hochauflösende Exemplar (Optimiert für Format A1) des Posters zu erhalten, melde dich doch zu unserem Newsletter an und sende dem Autoren zusätzlich eine E-Mail. Du erhältst die Canvas schnellstmöglich, sozusagen persönlich überreicht. Das digitale Set der Triggerkarten gibt es als «Goodie» zum nächsten Artikel über «nachhaltige Skills» von Mitarbeitenden.



Kollaborativ arbeiten, um ins nachhaltige «Tun» zu kommen.

Die Ebene der Prozesse ist an sich eine abstrakte. Die Produkte einer Organisation kann man im wahrsten Sinne des Wortes anfassen und Dienstleistungen sind erlebbar. Prozesse durchläuft man. Und «man», das sind meist die Menschen, die in einem Unternehmen arbeiten. Der Begriff «Prozess» wird von vielen Mitarbeitenden bestenfalls als notwendiges Übel angesehen. Prozesse sind oft mühsam, weil sie die tägliche Arbeit einschränken können. Prozesslandschaften sind nicht selten unübersichtlich und haben zahlreiche Schnittstellen, die wiederum für manche Unzufriedenheiten in einer Belegschaft sorgen können.


Prozesse hängen immer mit «Tun» oder «machen» zusammen. Eine klassische Customer bzw. User Journey (Kunden- bzw. Nutzerreise) durchläuft man in allen Schritten. Und während dieser Reise tut man viele «Dinge». Deshalb ist es wichtig, auf dieser z.T. abstrakten Prozessstufe, Mitarbeitende möglichst rasch miteinzubeziehen. Wieso nicht mit einem Inspirationsanlass? Das kann ein aktiver «Brown Bag Lunch» sein. Das kann ein «After Work-Anlass» mit Umtrunk sein. Oder gar eine «Offsite-Session» an einem inspirierenden Ort. Ein solcher Inspirationsanlass wird am besten humorvoll und spielerisch aufgebaut. Wieso nicht eine Rallye oder eine Art Schnitzeljagd organisieren, bei der kleinere Gruppen von Mitarbeitenden möglichst viele Ideen generieren, welche Aktivitäten in der Organisation künftig nachhaltiger gestaltet werden können. Das kann eine banale Abfalltrennung sein. Oder Unterstützung durch das Unternehmen bei der Nutzung von Mobilitäts-Sharing-Angeboten für die Mitarbeitenden. Und, und, und… der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt! Und um einen spielerisches Vorgehen mit einem spielerischen Abschluss abzurunden, bekommt das Siegerteam als «Prämie» einen Früchte-/Gemüsekorb eines regionalen Landwirtschaftsbetriebs.


SOULWORXX hilft dabei, zirkuläre Innovationsprozesse anzustoßen, konzipiert und moderiert entsprechende Workshops und Veränderungsprozesse.



* Eine Lebenszyklusanalyse, auch als Umweltbilanz, Ökobilanz oder LCA (Life Cycle Assessment) bekannt, ist ein systematischer Ansatz, um die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt und die Energiebilanz von Produkten während ihres gesamten Lebens zu untersuchen. Vor jeder Analyse werden die entsprechenden Grenzen festgelegt, da abhängig von Produkt und Ziel der Analyse unterschiedliche Grenzen sinnvoll sind.


Im nächsten, fünften Beitrag in dieser Artikelserie geht es um den Menschen. Im vorliegenden Artikel hast du eben gelesen, dass Prozesse viel mit «Machen» zu tun haben. Damit man «etwas» tun kann, benötigt es häufig neue oder angepasste «Skills». Das ist auch im Bereich der «Nachhaltigkeit» nicht anders. Warum der Stufe der «Skills» eine grosse Bedeutung zukommt, beschreiben wir im nächsten Artikel.


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