Markus Müller

24. Apr. 20122 Min.

Ein quer gedachter Ansatz für Corporate Social Responsibility

Was hat ein Laubbaum mit einer Firma zu tun?
 

 
Der Sommer ist vorbei, die grünen Blätter werden nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt, sie werden allmählich gelb, dann rot, um schliesslich ganz abzufallen. Und im Frühling das Gegenteil. Ein automatischer Prozess, der einsetzt, sobald die Umgebungsbedingungen sich stark verändern. Gefallene Blätter erfüllen für das System Baum eine weitere Aufgabe. Sie übernehmen eine Düngefunktion, um den Baum im Frühjahr gestärkt wieder «auferstehen» zu lassen.

Jetzt wechsle ich den Schauplatz und gehe in die Wirtschaft. Ich stelle mir vor, das Ökosystem Baum stelle die Unternehmung dar. Die Blätter sind die Mitarbeitenden. Den nährstoffreichen Sommer stelle ich als Phase der Hochkonjunktur dar. Und den eisigen Winter als Rezession.

Beim Baum fallen in der «Krisensituation» die Blätter, beim Unternehmen werden Stellen gestrichen. Welche Aufgabe übernehmen die überzähligen Mitarbeitenden für das System Unternehmung? Während das gefallene Blatt eine konkrete Aufgabe übernimmt, müssen ehemalige Mitarbeitende eine neue Stelle finden. In der Natur-Metapher würde dies heissen, das gefallene Blatt sucht sich einen neuen Baum. Egal ob Hochkonjunktur oder Rezession. Egal ob Winter oder Sommer. Schwierig zu verstehen, nicht wahr?

Düngemittel für das eigene Unternehmen
 

 
So gesehen, müsste man ein System erdenken, das (oftmals hoch qualifizierte) Mitarbeitende nicht einfach dem freien Arbeitsmarkt überlässt. Die ehemaligen Mitarbeitenden sollten in einem Subsystem tätig sein, das sich mit der Stärkung des Unternehmens befasst. Ein System, das Entwicklungsaufgaben übernimmt, so dass die Firma in dem Moment, wo die Konjunktur wieder anzieht, bereit für einen Wachstumssprung ist. Wieso sollen die Mittel eines Sozialplans plus jene Mittel des Arbeitslosengeldes nicht in einen Spinoff fliessen, wo Mitarbeitende zu reduzierten Salären weiterarbeiten können. So lange, bis sie entweder eine neue Anstellung haben oder wieder im «Regelsystem» Unterschlupf finden. Dass der Denkansatz nicht gar so quer ist, zeigt die Fa. Merck, die nach der Schliessung der Genfer Zentrale von Serono bis zu 30 Mio. Euro in Startups und Spinoffs stecken will.

Die Realität sieht heute in der Regel anders aus. Weniger Mitarbeitende müssen stetig mehr Arbeit in kürzerer Zeit erfüllen. Das wäre in etwa dasselbe, wie wenn ein möglichst grosser Baum mit so wenig Blättern wie möglich, einen Sommer aushalten müsste, der lieber acht als bloss sechs oder sogar vier Monate dauert. Dieser Baum wird mittelfristig kaum überleben.

Soziale Unternehmensverantwortung
 

 
Insofern gesehen, bin ich – obwohl ein überzeugter Anhänger des «Laissez Faire» – ein ebenso überzeugter Anhänger einer gesunden Corporate Social Responsibility (CSR). Einer Verantwortung, die Unternehmen über ihre gesetzlichen Pflichten hinaus übernehmen. Erst eine Grundeinstellung, die den Prinzipien einer vernünftigen CSR entspricht, ermöglicht eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. Auch im Sinne der langfristigen Umsatz- und Gewinnsicherung. Ein Sozialplan für entlassene Mitarbeitende würde in diesem Fall nicht bloss heissen, diesen bspw. das Salär zwölf statt nur drei Monate zu zahlen. Es würde heissen, das Prozess-, Markt- und Produktwissen (im weitesten Sinn) im eigenen Unternehmen zu halten. Das wäre echte soziale Unternehmensverantwortung. Ohne den Aspekt der Umsatz- und Gewinnoptimierung komplett aus dem Blickwinkel zu verlieren.

>> Wissenschaftlicher Artikel aus der «Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik» zum Thema «Corporate Social Responsibility»

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